[Kirchenkreis & Kirchen]

Zwischen Elbe & Fläming ‐
der Kirchenkreis Zerbst

Der Kirchenkreis Zerbst der Evangelischen Landeskirche Anhalts umfasst etwa das Gebiet des einstigen Fürstentums Anhalt-Zerbst. Im Süden wird das Gebiet von der Elbe begrenzt, im Norden schließen sich die weiten Waldgebiete des Flämings an. Neben den Kleinstädten Coswig/Anhalt, Roßlau und Zerbst ist der Kirchenkreis geprägt von Dörfern, deren Einwohnerzahl bis in unsere Zeit nur wenig angewachsen ist. Während der westliche Teil des Kirchenkreises durch das ebene Zerbster Land geprägt ist, sind die Ortschaften im östlichen Teil in die bewaldete hügelige Landschaft des Flämings eingebettet.

Kirchen im Kirchenkreis Zerbst

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Geschichte des Kirchenkreises

Der ostelbische Kirchenkreis Zerbst – zwischen Elbe und Fläming gelegen – ist mit seinen 42 selbstständigen Kirchengemeinden der in der Fläche größte Kirchenkreis der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Die Stadt Zerbst, die dem Kirchenkreis den Namen gibt, war im Mittelalter die bedeutendste Stadt des Landes Anhalt, zu Luthers Zeiten hatte sie bereits 6.000 Einwohner. Die Klöster der Augustiner Eremiten, der Franziskaner und Zisterzienserinnen sowie ein Augustiner Chorherrenstift bestimmten das geistliche Leben und waren Ziel der reformatorischen Kritik an der Kirche.

Am Sonntag Cantate 1522 predigte Martin Luther im Augustiner Kloster, damit begann die Reformation in Zerbst und darüber hinaus in ganz Anhalt. 1523 wurde der erste evangelische Pfarrer an der Stadtkirche St. Nicolai angestellt. 1524 folgt die Besetzung der Pfarrstelle an der Stiftskirche St. Bartholomäi gegen den Willen des Stiftskapitels mit ebenfalls einem evangelischen Pfarrer. 1544 bekam die Stadt den ersten Superintendenten, der zugleich Generalsuperintendent des Landes war. Unter ihm begann die erste große Visitation innerhalb des Fürstentums Anhalt.

Wolfgang Amling, der dritte Superintendent, ordinierte im Februar 1578 die ersten anhaltischen Kandidaten zu Pfarrern in Zerbst. Damit war der Bruch mit Wittenberg vollzogen und die Geburtsstunde der anhaltischen Landeskirche hatte geschlagen. Folge der Ordination war die Gründung einer kleinen Landesuniversität 1582, die bis 1797 Bestand haben sollte. Sie bildete für lange Zeit Pastoren, Juristen und Mediziner aus. Die Böhmischen Brüder schickten ihre Studenten nach Zerbst und ließen sie dort nach dem Studium ordinieren.

Mit der Teilung des Landes 1603/06 in vier selbstständige Fürstentümer wurde ein Konfessionswechsel vollzogen, der sich schon Jahre vorher angedeutet hatte. Die Anhaltische Landeskirche wurde reformiert. 1644 wurde Anhalt-Zerbst jedoch wieder lutherisch. Im Zerbster Religionsvergleich von 1679 kam es zu einer Einigung zwischen den Reformierten und den Lutheranern, der in Zerbst, Dessau und Köthen den Bau von lutherischen Kirchen ermöglichte.

Johann Friedrich Fasch, bedeutender Zeitgenosse Johann Sebastian Bachs, war am Zerbster Hof von 1722 bis zu seinem Tod 1758 Hofkapellmeister. 1745 trat Auguste Friederike Sophie von Anhalt-Zerbst-Dornburg, später Zarin Katharina II, die Reise von Zerbst aus nach Russland an.

Als 1793 der letzte Fürst von Anhalt-Zerbst in Luxemburg starb, wurde das Land unter die anderen anhaltischen Fürstentümer aufgeteilt. Die anhaltische Union, also die Vereinigung der reformierten und lutherischen Gemeinden, wurde 1822 in den zu Bernburg gehörenden Gebieten eingeführt, 1827 dann auch in den Dessauer Gebieten. In den Landesteilen Köthens blieb alles beim Alten bis 1863, als nach dem Aussterben der Köthener und Bernburger Linien wieder ein einziges anhaltisches Fürsten entstand. Damit wurde auch der Gesamtkirchenkreis Zerbst konfessionell wieder hergestellt.

Das Ende des 19. Jahrhunderts war für Anhalt-Zerbst wirtschaftlich von besonderer Bedeutung. In Coswig siedelten sich Ton- und Chemische Werke an. In Roßlau betrieben die Gebrüder Sachsenberg eine Schiffswerft im großen Stil. Und in Zerbst entstand eine breit gefächerte Werkzeugmaschinenindustrie. Abgesehen davon war der Kirchenkreis weiterhin von Land- und Forstwirtschaft geprägt.

Von den ehemals 35 Pfarrstellen um das Jahr 1900 im Kirchenkreis Zerbst sind im Augenblick nur noch 9 besetzt. Im Kirchenkreis befinden sich 64 Dorfkirchen, eine Kirchenruine und drei Gottesdiensträume. In 62 der Kirchen werden Gottesdienste gefeiert. Zurzeit ist der Kirchenkreis Zerbst im Hinblick auf die Mitarbeiterschaft wohl der “jüngste” Kirchenkreis mit einem Altersdurchschnitt von 41 Jahren, bei den Pfarrerinnen und Pfarrern sogar von 37 Jahren. Im Kirchenkreis gibt es etwa 10.300 evangelische Christen bei rund 57.000 Einwohnern.

Der Kirchenkreis Zerbst war in großen Teilen identisch mit dem Landkreis Anhalt-Zerbst, der mit der Kreisgebietsreform zum 1. Juli 2007 jedoch aufgeteilt wurde. Teile des Kirchenkreises gehören zur Doppelstadt Dessau-Roßlau, weitere Teile zu den Kreisen Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg und Jerichower Land.

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